Erfurter Straßennamen, Ortsbezeichnung, Bedeutung, Änderungen

Erfurter Straßennamen und Ortsbezeichnungen. ist eine sehr alte Stadt, die Straßennamen und Ortsbezeichnungen haben sich im Laufe der Geschichte regelmäßig geändert – aus den unterschiedlichsten Gründen. Egal ob Bautätigkeit, politische Veränderungen, immer gab es etwas zu ändern oder wenigstens zu ergänzen.

 

Und dann sind da noch alte oder mundartliche Bezeichnungen der Erfurter Straßennamen, deren Bedeutung heute kaum noch jemand kennt.

 

  • Braunkerschweg – sicher – die Brunnenkresseklingen im Dreienbrunnen sind nicht so weit weg – ich hab mit 14 noch nicht gewusst, dass das eine etwas mit dem anderen zu tun hat.
  • Eymergassn und Meyenbergstraße – gibt es da eine Verbindung?
  • wo gibt es in ein Sternenstädtchen?

Um diese Fragen zu beantworten habe ich – primär für meine eigene Arbeit zum nachschlagen von Erfurter Straßenbezeichnungen – eine Übersicht erstellt, in der ich meine Erkenntnisse zusammentrage und weiter ergänze.

 

 

Und auch hier freue ich mich über Ergänzungen oder Korrekturen – und gerne erzähle ich auch die Geschichten, die dahinter stehen.

 

 

 

 

Erfurter Hausnummern

die ersten Hausnummern in stammen aus der „Franzosenzeit“, in der Zeit von 1806 bis 1814 als Erfurt Krongut Frankreichs war. Die Stadt wurde 1810 in zwei Arrondissement mit je sechs Sektionen gegliedert. Ein Nachteil war, dass manche Eckgebäude dieselbe Hausnummer hatten. Ab 1826 gab es dann eine durchgehende Nummerierung aller Gebäude und Grundstücke. Die Stadt wurde in vierzehn Bezirke neu eingeteilt. Beginnend mit der Zahl 1 und endend mit der Zahl 3069 wurden sämtliche Gebäude und Grundstücke durchnummeriert. Die Stadtteile wurden durch eigene Farbgebung der Hausnummer und Straßenschilder unterschieden.

 

A

Actienbadeanstalt (alt) - siehe Herrmannsbad
Adalberthof

Wohnquartier an der Adalbertstraße (Andreasvorstadt)

Adalbertstraße

Andreasvorstadt, verläuft paralell zur Auenstraße in der Geraaue

Adam-Gottschalk-Straße
Adam-Ries-Straße
Adelheid-Dietrich-Straße
Adolf-Diesterweg-Straße
Adolf-Herzer-Straße
Adolf-Hitler-Straße (alt) - siehe Bahnhofstraße

Adolf-Hitler-Straße > Bahnhofstraße

Blick auf die Deutsche Bank (rechts), dahinter versteckt die Reglerkirche, und es gibt bereits die Straßenbahn – klar – 1930er Jahre

Adolf-Hitler-Platz (alt) - siehe Domplatz
Adolf-Straße - (ungeklärt)

Adolf-Straße – bislang ist dazu weder die Verortung noch eine weitere Informationen bekannt (Quelle: Erfurter Gärtnereiregister 2021)

Aktienbadeanstalt (alt) - siehe Herrmannsbad
Alsenstraße (alt) - siehe Schulze-Delitzsch-Straße
Alte Fritzstraße (alt) - siehe Hans-Sailer-Straße

Alte Fritzstraße in Ilversgehoven) vorher: Friedrichstraße

heute: Hans-Sailer-Straße

Am Franzosenlager (alt) - siehe Lagerstraße

auch Franzosenlager – siehe Lagerstraße 2 (Nähe Ilvershsgehofener Platz / Johannesplatz, nach dem dortigen Kriegsgefangenenlager im Ersten Weltkrieg)

Am Hirschgraben (alt) -siehe Regierungsstraße

Am Hirschgraben heute Regierungsstraße (die Staatskanzlei war früher Am Hirschgraben 73)

Am Wasser Tor (alt) - siehe Reichart-Platz

Am Wasser Tor -1868 in Reichart-Platz umbenannt

An den breiten Stufen (alt) - siehe Domplatz
An den Graden - nicht zu verwechseln mit Vor den Graden - Domplatz

An den Graden – verbindet den Domplatz mit dem Fischersand.

Vorherige Bezeichnungen:

  • vor 1582: Mariengasse
  • 1582: Frauengasse
  • im 17. Jahrhundert: Halbe Mondsgasse
  • 1826: Artillerieplatz 
  • wieder An den Graden

Bedeutung: Straße in der Altstadt, seit 1582 nachweisbar. Der Name „An den Graden“ bezieht sich auf die Lage in der Nähe der Domstufen, abgeleitet vom lateinischen „gradus“ (Stufe). Die Gasse, die ursprünglich Mariengasse hieß, verband den Platz Vor den Graden, heute Domplatz, mit dem Fischersand.

Andreasflur - siehe auch Blumenstraße

Die Andreasflur ist die Flurbezeichnung für ein sporadisch bebautes Areal in der Erfurter Andreasvorstadt, gewissermaßen die frühere für das immer weiter aus der Stadt herauswachsende Blumenviertel vor dem Andreastor.

Grundstücke mit der Adresse Andreasflur befanden sich in der heutigen Blumenstraße, aber auch in der Schwarzburger Straße, dem Asternweg, mutmaßlich hatte sogar die Radrennbahn vormals eine Adresse in der Andreasflur.

hatte bis in die 1980er Jahre noch die Adresse Andreasflur 4. Erst danach hieß die Adresse Blumenstraße 68.

Augustgasse (alt) - siehe Bahnhofstraße

Alte (möglicherweise nicht offizielle) für die heutige Bahnhofstraße

im heute eingemeindeten Ortsteil Schwerborn gibt es ebenfalls eine Augustgasse.

B

Bahnhofstraße

Bahnhofstraße – die Verbindung vom Fuß des Stadtparks unter dem Erfurter Haupfbahnhof hindurch  (Unterführung) über den Juri-Gagarin-Ring (früher Riesen-Anger, August-Mauer) über die heute nicht mehr vorhandene August-Brücke oder Augustus-Brücke vorbei an der Reglerkirche bis zum Anger.

Der Name Bahnhofstraße wurde 1847 vergeben als an das preussische Eisenbahnnetz angeschlossen wurde

Alte Namen: 

  • Augustusgasse (ab 1510)
  • Augustgasse (Erwähnung 1817)
  • Auguststraße (Erwähnung 1826)
  • Spielberg (bis 1847, Straße von der Augustmauer bis zur Stadtmauer)
  • Bahnhofstraße (ab 1847 mit dem Bau des Bahnhofes)
  • Bahnhofstraße (1870 auch der bisherige Spielberg heißt jetzt Bahnhofstraße)
  • Adolf-Hitler-Straße (von 1933 bis 1945)
  • Bahnhofstraße
Barfüßerstraße

Barfüßerstraße mit der Barfüßerkirche. Benannt nach den Barfüßer- oder auch Franziskanermönchen die seit 1224 in ansässig waren

Blumenstraße

Die Blumenstraße ist bereits im Erfurter Adressbuch in der Ausgabe 1884 verzeichnet – im Bezirk 14 Revier 4 – (ebenso wie die Andreasflur). In dem Jahr sind in der Blumenstraße die Nummern 1 bis 6 verzeichnet.

Erfurt - Blumenstraße Erwähnung im Adressbuch 1884

Bis heute gibt es in der Blumenstraße die Nummern 1 bis 99.

Offene Hausnummern:

Blumenstraße 2-3 sind heute Park und Spielplatz, früher war hier die Gärtnerei  Appel (Appelius), später der bekannte Gärtner und Gartenarchitekt Ferdinand Jühlke ansässig

Blumenstraße 18-19 Sportplatz

Blumenstraße 21-24 Brücke / Knoten mit Bundesstraße 4

Blumenstraße 26-29 Kleingartenanlage Reintal

Blumenstraße 72-75

Burgstraße (alt) - siehe Gorkistraße

Straße vom Opernhaus den Dalbergsweg querend, vorbei an der früheren Frauenklinik bis zum Geschäftshaus von Ernst Benary (heute Hessische Landesbank)

auch im eingemeindeten Vorort Vieselbach gibt es eine Burgstraße

Burgtor - siehe Moritztor, Krämpfertor, Michaelistor

Burgtor oder Moritztor, der zugehörige Moritztum wurde 1786 abgerissen, zu der Zeit war das Tor schon nicht mehr da. Andere Stellen erwähnen in dem Zusammenhang auch das Krämpfertor und das Michaelistor. Eine eindeutige Zuordnung konnte ich noch nicht finden.
Inneres Moritz-Tor
Dieses Tor, zweifellos das unbedeutendste aller inneren Tore, befand sich in der Moritzgasse und hatte seinen Standort im Anschluß an das ehemalige städtische Kornhaus. Eine Abbildung habe ich noch nicht gefunden.
Andere Aufzeichnungen beschreiben die Lage des Moritztors gegenüber der Moritzkirche. Im Torturm soll sich eine Wächterwohnung befunden haben. Es wird auch verschiedentlich das „Burgtor“ genannt. Wovon sich diese allerdings ableiten läßt, ist nicht mehr zu ermitteln.
Das Moritz-Tor diente hauptsächlich dem Verkehr mit den in dieser Richtung liegenden Dörfern, aber auch zur Ein- und Ausfahrt der in der Stadt ansässigen Landwirte zur Bewirtschaftung ihrer Felder. Der große Verkehr wurde über das Andreas- oder Johannes-Tor abgewickelt. Dieses sicher recht bescheidene Tor mit der örtlichen Funktion einer Nahverkehrspforte scheint schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts beseitigt worden sein.
Als man im Jahre 1786 den noch stehenden Turm abbrach, war das Tor schon verschwunden. „Vor dem Moritz-Tor“ wurde bis zum Jahre 1826 der Teil der heutigen Moritzstraße genannt, welcher sich zwischen der Glockengasse und der Moritzwallstraße befand. Als im Jahre 1870 eine Neueinteilung in der Stadt und damit verbundenen Straßenumbenennungen vorgenommen wurden, erhielt die Straße, die bis dahin aus mehreren Namensteilen bestanden hatte, einheitlich den Namen Moritzgasse.

R

Regenbogengasse

mündet in die Regierungsstraße (1884)

Reglermauer

an der Bahnhofstraße über den Riesenanger

Riesenanger

Beginnt an der Krämpfermauer über die Reglermauer bis zur Weißfrauengasse

S

Schulen
Königliche Baugewerkschule

Die königliche Baugewerkschule oder auch königliche Baugewerbeschule im Carree Schlüterstraße – Schinkelstraße – Boyneburgufer

Königliches Gymnasium

Das königliche Gymnasium war in der Schillerstraße gegenüber der Thomaskirche – heute: Friedrich-Schiller-

Städtische Realschule

Die Realschule der Stadt war um 1900 in der Michaelisstraße im alten Collegium Majus der früheren Erfurter Universität untergebracht.

V

Venedig

Inselförmige, teils bebaute Flächen unterhalb der Krämerbrücke

Viktoriabrücke
Viktoriastraße (alt) - siehe Puschkinstraße
Vogels Garten - im Dalbergsweg

Vogels Garten – Ecke der heutigen Lutherstraße und Dalbergsweg, hier wurde die erste Erfurter Gartenschau veranstaltet

Vor den Graden (alt) - siehe Domplatz

Vor den Graden – seit 1946 Domplatz.

Der wichtigste Marktplatz in Erfurt.

Vorherige Bezeichnungen:

  • 1293: ante gradus (Vor den Graden – den Stufen zum Dom)
  • später: Großer Markt (nahe der Kreuzung der via regia mit der Handelsstraße von Nord-Süd Richtung
  • 1823: Friedrich-Wilhelm-Platz (anlässlich dessen Besuches)
  • 1884: An den breiten Stufen (erwähnt im Erfurter Adressbuch – aber auch „Friedrich-Wilhelms-Platz“)
  • (Adolf-Hitler Platz) – vermutlich ein Gerücht
  • Domplatz
  • (Ernst.Thälmann-Platz) – Ende der 1980er Jahre Umbenennung in Ernst-Thälmann-Platz geplant – die friedliche Revolution verhindert das. Die 8 Fahnenmasten und ein Modell erinnern heute an diese Pläne

Bedeutung: Der Name „Vor den Graden“ bezieht sich auf die Lage unterhalb der Domstufen, abgeleitet vom lateinischen „gradus“ (Stufe). Der Platz war bis ins 19. Jahrhundert auch an der Nordseite mit Wohnhäusern bebaut. Im November 1813 beschossen Preussische Truppen die von Franzosen besetzte Stadt. Bei dem Artillerie-Feuer wurde nicht nur die Zitadelle Petersberg getroffen, sondern auch das Severi-Viertel nördlich des Domplatz in Brand geschossen. An eine Wiederbebauung wurde erst in den 1920er Jahren gedacht. 

Am 10./11. November wird in jedem Jahr auf dem Domplatz die Martinsfeier mit einem ökumenischen Gottesdienst begangen. Der heilige Martin ist ein Schutzpatron der Stadt Erfurt.

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